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1. Prinzipien der Tandemarbeit

Die Zusammenarbeit im Tandem, wie sie am IDF verstanden wird, ist in erster Linie eine Arbeitsbeziehung. Die Sprachpartner*innen treffen sich mit dem Ziel, ihr sprachliches und kulturelles Wissen weiterzuentwickeln. Dabei sind v.a. zwei Prinzipien zu berücksichtigen:

  • Die Tandemarbeit beruht auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit: Die Zeit der Treffen (jeweils 2 Stunden) wird so aufgeteilt, dass für jede Sprache die Hälfte der Zeit zur Verfügung steht, also beide Sprachpartner*innen in gleicher Weise von der Begegnung profitieren können.

  • Prinzip der Lernerautonomie: Jeder/jede Teilnehmer/in ist für das eigene Lernen selbst verantwortlich und bestimmt in "ihrem" bzw. "seinem" Teil der Tandemarbeit Lernziele und Methoden. Beide überlegen sich vor jedem Treffen, wie sie den eigenen Teil der Sitzung gestalten wollen (Thema, Arbeitsmaterial, was und wie korrigiert werden soll). Jede/jeder von Ihnen fungiert als Expertin bzw. Experte für die eigene Sprache und Kultur und stellt das eigene Wissen zur Verfügung, ist jedoch kein/keine Lehrer/in.

Die Tandemarbeit unterscheidet sich von einem lehrerzentrierten Unterricht also dadurch, dass die Studierenden ihr Lernen ohne Vorgaben einer Lehrkraft selbstverantwortlich steuern und organisieren. Diese Art des Lernens ist für viele Studierende aus anderen Ländern bzw. Kulturkreisen zum Teil neu, ist jedoch ein wesentlicher Teil einer modernen Ausbildung und stellt eine wichtige Qualifikation für viele berufliche Tätigkeitsbereiche dar (indem z.B. Zusammenarbeit geübt und so die soziale Kompetenz erweitert wird). Wenn Konflikte auftreten, sollten diese offen besprochen und möglichst schnell geklärt werden. Bedenken Sie dabei, dass sich viele Probleme aus kulturellen Unterschieden in Bezug auf Verhaltensweisen und Erwartungen ergeben und nicht vorschnell der Partnerin angelastet werden sollten.

2. Spracherwerb im Tandem

Die Tandemarbeit stellt eine gute Gelegenheit zur Weiterentwicklung der zielsprachlichen Ausdrucksfähigkeit dar, weil sie die Möglichkeit bietet, mit einem/einer Mutttersprachler/in zu kommunizieren und gleichzeitig die Form der Äußerungen zu reflektieren. Im Gegensatz zum Gespräch in anderen Kommunikationssituationen können (und sollten) Sie stets einen Teil Ihrer Aufmerksamkeit auf den sprachlichen Ausdruck richten. Die Korrekturen der Partnerin sind dabei besonders hilfreich, Fehler und Fehlerschwerpunkte zu erkennen und zu einer realistischen Einschätzung der eigenen Stärken und Schwächen zu gelangen. Auf welche Art und Weise Korrekturen vorgenommen werden, ist ein Teil der Vereinbarungen, die zwischen den Sprachpartnern*innen getroffen werden. Die Erfahrung zeigt dabei, dass eher zu wenig als zu viel korrigiert wird. Hier einige Vorschläge zum Korrekturverhalten:

  • Korrekturen sollten auf den Sprachstand abgestimmt sein; nur bei einem fortgeschrittenen Niveau ist es sinnvoll, möglichst alle Fehler zu korrigieren.

  • In vielen Fällen ist es sinnvoll, selektiv zu korrigieren, d.h. die Korrekturen auf einen bestimmten Fehlertyp zu konzentrieren. Man kann nicht alles gleichzeitig lernen, deshalb sollten Sie jeweils klären, welcher Bereich (z.B. Aussprache, Wortstellung, Flexion, Wortwahl, etc.) bevorzugt korrigiert werden sollte.

  • Das Korrekturverhalten kann themen- oder situationsabhängig gestaltet werden. Sie können sich z.B., während Sie ein interessantes Thema besprechen (wenn also der Inhalt im Vordergrund steht), auf die Korrektur grober Fehler oder die Klärung von Verständnisproblemen beschränken. Bei Aufgaben oder in Situationen, wo die Form der Äußerungen stärker im Vordergrund steht, kann dagegen ein intensiveres Korrigieren sinnvoll sein. Sie können auch vereinbaren, dass für einen kürzeren Zeitraum sehr intensiv, danach eher selektiv korrigiert wird.

  • Eine Korrektur sollte in erster Linie in der korrekten Formulierung der Äußerung (nicht in ausführlichen grammatischen Erklärungen) bestehen.

Sie verstärken den Nutzen der Tandemarbeit, wenn Sie wichtige Wörter bzw. Ausdrücke notieren. Um von diesen Notizen wirklich profitieren zu können, sollten Sie Wörter nicht isoliert aufschreiben, sondern in einem charakteristischen Kontext, der grammatische und lexikalische Zusammenhänge deutlich macht. Notieren Sie also z.B.:

nicht auffordern, sondern j-n zur Teilnahme an etw. (Dat.) auffordern

nicht Anforderung, sondern das stellt hohe Anforderungen an den Studenten

Da Spracherwerb durch Übung gefördert wird, sollten Sie Ihre Notizen heranziehen um das, was Sie erarbeitet haben, zu wiederholen. Das kann z.B. geschehen, nachdem Sie eine bestimmte Aufgabe abgeschlossen haben oder zu Beginn des folgenden Treffens.

3. Tandem-Schwerpunkte

Im Rahmen des Tandems haben Sie die Möglichkeit a) an Ihrer mündlichen und/oder b) Ihrer schriftlichen Sprachkompetenz zu arbeiten.

3.1 K-Tandem (mündliche Konversation)

Das Tandem stellt eine sehr gute Gelegenheit dar, Ihre kommunikative Kompetenz als wesentliche Grundlage der fremdsprachlichen Kommunikation auszubauen. Zu diesem Zweck können Sie Diskussionen zu den von Ihnen gewünschten Themenbereichen führen und dabei das Wissen der Sprachpartner*innen gezielt in Anspruch nehmen.

Ihre kommunikative Ausdrucksfähigkeit können Sie ausbauen, indem Sie beispielsweise in einem ersten Schritt themenbezogen den entsprechenden Wortschatz bearbeiten, um diesen dann in einem weiteren Schritt anzuwenden, etwa

  • bei der Beantwortung der Fragen zu einem Text oder

  • in Form einer mündlichen Zusammenfassung und/oder

  • bei einer Diskussion in Bezug auf den landeskundlichen Aspekt.

Das Tandem eignet sich sehr gut auch als Arbeitsplattform, um mündliche Vorträge, etwa Referate oder mündliche Prüfungen, vorzubereiten. Sie tragen das Vorbereitete vor bzw. lassen sich von Ihrem/Ihrer Sprachpartner/in abfragen. Je nachdem, wie das Feedback ausfällt, können Sie anschließend gezielter an bestimmten Bereichen Ihrer mündlichen Sprachkompetenz arbeiten.

Bei der Einführungsveranstaltung erhalten Sie einen Link zu einer Reihe von Arbeitsmaterialien, die Sie verwenden können. Sie können selbstverständlich auch eigene Materialien, etwa Seminarunterlagen, in Ihre Tandemstunde mitbringen, um diese mit Ihrem/Ihrer Tandempartner/in intensiver zu bearbeiten.

3.2 T-Tandem (Schriftliche Textarbeit)

Neben der mündlichen Ausdrucksfähigkeit im K-Tandem bietet das T-Tandem die Möglichkeit, die schriftliche Sprachkompetenz zu erweitern. Nicht nur im Rahmen des Studiums, sondern auch im Alltag und im (zukünftigen) Beruf wird der kompetente Umgang mit sprachlichen und formalen Besonderheiten von verschiedenen Textsorten verlangt. In der Fremdsprache ist diese Kompetenz häufig noch nicht ausreichend.

Das T-Tandem bietet den entsprechen Rahmen, mit Hilfe der/des Lernpartnerin/Lernpartners, genau die Bereiche schriftlicher Textproduktion gezielt und intensiv zu üben und zu verbessern, in denen man sich noch nicht sicher fühlt oder die man kennen lernen möchte. Die eigenen Lernbedürfnisse stehen also auch hier im Mittelpunkt Ihrer Tandemarbeit.

Um Ihre Tandemsitzung effektiv gestalten zu können, ist es sinnvoll, von Anfang an die Menge der Textsorten mit Ihrem/Ihrer Tandempartner/in festzulegen. Darüber hinaus können Sie sich auch auf bestimmte strukturelle und sprachliche Besonderheiten der jeweiligen Textsorte konzentrieren und diese bei der Tandemarbeit intensiv besprechen bzw. üben. Da der/die Sprachpartner/in möglicherweise die einzelnen Textsorten nicht immer perfekt beherrscht, ist auch eine gemeinsame Erarbeitung der Inhalte möglich.

Aus diesem Grund finden Sie eine Reihe von Handreichungen und Informationsmaterialien zu den einzelnen Textsorten, die Sie beim Schreiben unterstützen sollen. Diese Materialien bieten sich auch als Arbeitshilfen an, um die schriftliche Textproduktion auch in der eigenen Muttersprache zu wiederholen, zu festigen bzw. anzuwenden.

4. Anregungen zur Optimierung der Arbeit

  • Man sollte sich für die einzelnen Treffen klare Ziele setzen und diese auch konsequent verfolgen.

  • Die Treffen sind effektiver, wenn man sich darauf vorbereitet und sie auch nachbereitet.

  • Das Führen des Lerntagebuchs und häufige Korrekturen verstärken den Lerneffekt.