Kulturelle Vielfalt ist gesellschaftliche Wirklichkeit – und war es genau besehen schon immer. Dennoch brauchte es einige Zeit, bis wissenschaftsmodische Schlagworte wie „Interkulturalität“ unübersehbar signalisierten, dass sie als Thema auch in der Wissenschaft angekommen war. Dabei wurde der Begriff „Interkulturalität“ von Fach zu Fach und von methodologischer Schule zu methodologischer Schule so unterschiedlich gebraucht, dass er sich in erster Linie durch seine Uneindeutigkeit auszeichnet. Auch der Versuch, den neueren Begriff „Transkulturalität“ neben ihn oder ganz an seine Stelle zu setzen, führte zu keinem besseren Ergebnis: Einige Wissenschaftler unterscheiden nun zwischen den zwei je anders definierten gegensätzlich komplementären Begriffen „Interkulturalität“ und „Transkultualität“, während andere nach wie vor nur einen von beiden Begriffen für legitim halten – oder beide Begriffe grundsätzlich vermeiden.
In solchen Situationen ist es sinnvoll, sich wieder auf den Gegenstand selbst zu konzentrieren – was freilich wiederum ohne klärende Begriffsarbeit nicht dauerhaft erkenntnisfördernd ist. Wir schlagen deshalb vor, nicht die eine, „richtige“ Definition für Phänomene kultureller Vielfalt zu suchen, die dann gegen „falsche“ durchzusetzen wäre, sondern zuzugestehen, dass jedes der im Umlauf befindlichen verschiedenen Konzepte, wie immer sie terminologisch benannt sein mögen, seine eigene Berechtigung in sich trägt, von sich aus aber jeweils nur andere Teilaspekte kultureller Vielfalt beleuchten kann. In der Zusammenschau werden sie als zusammengehörige Bruchstücke eines größeren Ganzen sichtbar, das nur durch sie alle gemeinsam zugänglich wird.
Deshalb laden wir im Sommersemester 2014 ein zur Ringvorlesung „Transkulturalität / Interkulturalität. Konzepte – Methoden – Anwendungen“ in der jeweils fachspezifisch gezeigt werden soll, wie mit kultureller Vielfalt umgegangen wird, dies aber so, dass das jeweilige Konzept durchsichtig und die aus ihm sich ergebende Methode an einem Anwendungsbeispiel anschaulich gemacht wird. Eine Podiumsdiskussion am Ende soll es ermöglichen, die am stärksten differierenden Konzepte noch einmal ins öffentliche Gespräch miteinander zu bringen – nicht damit eines sich durchsetzt, sondern damit deutlich wird, wie sie einander ergänzen.
Eine Publikation der Beiträge im Rahmen der Buchreihe „Kulturwissenschaft(en) als interdisziplinäres Projekt“ ist geplant.
Die Ringvorlesung ist Teil des Lehrangebots im Bereich „Übergreifende Kompetenzen“.
ORT und ZEIT: IDF, Plöck 55, Hörsaal 010, Sommersemester 2014, jeweils donnerstags, ab 19:00 Uhr
Prof. Dr. Jürgen Joachimsthaler
Dr. Martina Engelbrecht