Psycholinguistik

Bildquelle [https://www.idf.uni-heidelberg.de/personal/gerwien]

Was ist Psycholinguistik?

Die Psycholinguistik beschäftigt sich ganz allgemein mit den folgenden Fragen:

  • Welche Art von Wissen befähigt einen Menschen, Sprache zu produzieren und zu verstehen?
  • Wie ist dieses Wissen im Gehirn des Menschen gespeichert? Und wie wird es in der alltäglichen spontanen Sprachverwendung abgerufen und verarbeitet?
  • Wie erwirbt ein Mensch sprachliches Wissen?

Psycholinguistik am IDF

Am IDF werden psycholinguistische Fragen insbesondere im Kontext der Mehrsprachigkeit untersucht. Dadurch werden die Forschungsfragen noch etwas spezifischer:

  • Wie erwirbt ein Mensch eine zweite oder dritte Sprache?
  • Welche Rolle spielt dabei die erste Sprache?
  • Wie gelingt es Menschen, die mehrere Sprachen beherrschen, ihre Sprachen zu koordinieren?
  • Stellt sich Mehrsprachigkeit aus wissenschaftlicher Perspektive als Vor- oder Nachteil dar?

 

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Psycholinguistik im Sprachvergleich

Die psycholinguistische Forschung am IDF hat eine lange Tradition in der sprachvergleichenden Forschung. Dabei geht es unter anderem um Fragen, wie die folgenden:

  • Inwiefern hat eine zuerst gelernte oder dominant verwendete Sprache einen Einfluss auf die Informationsverarbeitung?
  • Folgen Sprecher oder Hörer/Leser aller Sprachen den selben Prinzipien beim Verstehen eines Satzes? Oder entwickeln sich je nach Sprache unterschiedliche Strategien heraus?
  • Führen die Eigenschaften einer bestimmten Sprache zur Entwicklung ganz konkreter Präferenzen bei der Informationsauswahl während der sprachlichen Beschreibung?
  • Konzentrieren wir uns als Sprecher des Deutschen zum Beispiel auf andere Aspekte beim Betrachten eines Bildes oder beim Anschauen eines Videos als Sprecher des Französischen?

 

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Die Psycholinguistik ist eine empirische Wissenschaft

Um Antworten auf Forschungsfragen wie die oben beispielhaft genannten zu geben, verwendet man in der Psycholinguistik ganz spezifische Methoden, die in vielen Aspekten den Methoden der Psychologie ähneln. Dabei gelten strenge wissenschaftliche Regeln. Forschende leiten aus Theorien Hypothesen ab und überprüfen diese unter kontrollierten Bedingungen, also in Experimenten. Rückschlüsse auf die Sprachverarbeitung werden für gewöhnlich nicht auf der Grundlage von Einzelfällen gezogen. Vielmehr werden Untersuchungen mit vielen Versuchspersonen durchgeführt.


In psycholinguistischen Experimenten werden verschiedenste Arten von Daten erhoben und statistisch ausgewertet, wobei diese Daten ganz allgemein Reaktionen von Versuchspersonen darstellen. Zum Beispiel:

  • Blickbewegungsdaten beim Betrachten und Beschreiben von Bildern und Videos
  • Reaktionszeitdaten beim selbstgesteuerten Lesen
  • Reaktionszeitdaten beim Beantworten von Fragen (Verstehens- und Erkennungstests)
  • Messung und Analyse spontansprachlicher Reaktionen

 

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Warum ist psycholinguistisches Wissen relevant für den Fremdspracherwerb?

  • Muster der Sprachverwendung in der Ziel- und Ausgangssprache können verschieden sein. Wissen darüber gibt Hinweise auf die Notwendigkeit expliziter Instruktion.

  • Verarbeitungsmechanismen in der Ziel- und Ausgangssprache können verschieden sein. Wissen darüber kann spezifische Herausforderungen identifizieren und sinnvolle Interventionen erlauben.

 

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Nachwuchswissenschaftler*innen

Am Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie kommen Studierende bereits früh während des Studiums mit psycholinguistischen Forschungsfragen und -methoden in Kontakt. Die Vermittlung von wissenschaftlichem Denken und der wissenschaftlichen Methodik wird in Projektseminaren vertieft.
 
Auch unter den Promovierenden sind viele, die sich mit psycholinguistischen Fragestellungen beschäftigen.

Wie kann ich Psycholinguistik am IDF studieren?

Psycholinguistische Kurse werden im Rahmen des Studiengangs Germanistik im Kulturvergleich (BA/MA), Profil "Sprache und Kognition" angeboten.

 

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Publikationen

2023

Bock, B. M. & Pappert, S. (2023). Leichte Sprache, Einfache Sprache, verständliche Sprache. Tübingen: Narr.

2022

Gerwien, J. & von Stutterheim, Christiane (2022). Conceptual blending across ontological domains - References to Time and Space in motion events by Tunisian Arabic speakers of L2 German. Frontiers in Communication: Language Science. https://doi.org/10.3389/fcomm.2022.856805

Lambert, M., Stutterheim, C. von, Carroll, M. & Gerwien, J. & (2022). Under the surface: A survey on principles of language use in advanced L2 speakers. Language, Interaction and Acquisition, 13.