In den forschungsorientierten Seminaren werden jeweils aktuelle Kontroversen und neuere Erkenntnisse aufgegriffen und diskutiert.
Ein Forschungsgebiet ist das mentale Lexikon. Die Fragen, die es aufwirft, sind: Was heißt es eigentlich, ein Wort zu kennen? Wie sind die mit einem Wort verbundenen Wissensbestände im mentalen Lexikon repräsentiert? Wie entwickelt sich das Wortwissen und wie integriert es sich in das schon bestehende mentale Lexikon? Wie verhalten sich L1-Lexikon und L2-Lexikon zueinander?
Diese Fragen sind relevant für die Auswahl und Einführung von Wortschatz, seine Wiederaufnahme in Festigungs- und Abrufübungen, für die Förderung von wortschatzbezogenen Lernstrategien und die Optimierung impliziten Wortschatzerwerbs und werden in ihren didaktischen Implikationen untersucht.
Ein weiterer Interessen- und Forschungsbereich sind lern-, gedächtnis- und kognitionspsychologische Aspekte des FS-Lernens. Kognitionspsychologie und Gedächtnis- bzw. Lernpsychologie beschäftigen sich mit kognitiven Prozessen (Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Denken, Gedächtnis, Lernen). Ziel dieser Wissenschaften ist es, die Funktionsweisen des menschlichen Denkens und Lernens, des Erinnerns und Vergessens zu erforschen.
Das Interesse der handlungsorientierten Didaktik an den Bezugswissenschaften muss deshalb groß sein, da Lern-, Gedächtnis- und Kognitionspsychologie grundlegende Wahrnehmungs- und Denkprozesse erforschen, die auch für das Fremdsprachen-Lernen gelten. Die Praxisrelevanz dieser Wissenschaften wie auch der Neurowissenschaften für die Didaktik besteht darin, dass sie helfen können herauszufinden, wie Gehirne das verarbeiten, was Lerner im Fremdsprachenunterricht zu lernen versuchen und wie also der gesteuerte Fremdsprachen-Erwerb effektiver gestaltet werden kann. Davon ausgehend könnten neue „gehirngerechte“ Unterrichtsmethoden und Modelle konzipiert (Modewort „Neurodidaktik“!) und Lerner individuell auf ihrem Lernweg gefördert werden.